Raum für Trauer. Raum für Menschen.

Katharina Esser

RheinZeiger:  Trauerbegleitung ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Was ist da Ihre Tätigkeit, für wen arbeiten Sie?  

Katharina Esser: Ich begleite Menschen und Unternehmen in Trauer- und Verlustsituationen. In meiner Arbeit mit Trauernden stelle ich häufig fest, dass sie sich im beruflichen Umfeld nicht ausreichend unterstützt fühlen. Viele Unternehmen und Führungskräfte sind auf Trauerfälle nicht vorbereitet, was zu Unsicherheiten im Umgang mit trauernden Mitarbeitenden führt. Studien zeigen, dass nahezu jede oder jeder zweite Mitarbeitende in den letzten Jahren persönliche Krisen wie Trennung, Todesfälle oder schwere Krankheiten erlebt hat. Ohne angemessene Unterstützung können trauernde Mitarbeitende langfristig ausfallen, was nicht nur hohe Kosten verursacht, sondern auch das Gefühl der Nicht-Wertschätzung verstärkt und die Wechselbereitschaft erhöht. 

Ich berate Unternehmen, schule Führungskräfte und Mitarbeitende im Umgang mit trauernden Kolleginnen und Kollegen und baue dadurch Unsicherheiten ab. Zudem begleite ich trauernde Mitarbeitende in Einzel- oder Gruppensettings und gebe ihnen praxisnahe Tipps und Impulse, um mit ihrer Trauer besser umzugehen und den Wiedereinstieg in den beruflichen Alltag zu erleichtern.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal?  Wer sind Ihre Kunden und welchen Vorteil haben Ihre Kunden durch Ihre Tätigkeit?

Mein Alleinstellungsmerkmal liegt in der Kombination aus persönlicher Trauererfahrung und langjähriger Führungserfahrung in der Wirtschaft. Als ehemalige Geschäftsführerin mit Verantwortung für 300 Mitarbeitende kenne ich die Unternehmensperspektive und die großen Herausforderungen im Umgang mit trauernden Mitarbeitenden genau. Trauer ist menschlich und beeinflusst die Tatkraft. Meine einzigartige Kombination ermöglicht es mir, praxisnahe und eben auch empathische Lösungen für Unternehmen zu entwickeln. 

Meine Kunden profitieren von meiner ebenso individuellen und wie auch praxisorientierten Herangehensweise. Ich berücksichtige sowohl die Bedürfnisse der trauernden Mitarbeitenden als auch die betrieblichen Anforderungen. Durch meine Unterstützung können Unternehmen eine offene Trauerkultur etablieren, die Mitarbeiterbindung stärken und Fehlzeiten reduzieren.

Mein "Markt" umfasst Unternehmen verschiedener Branchen, die Wert auf eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur legen und sich proaktiv mit dem Thema Trauer am Arbeitsplatz auseinandersetzen möchten. Typische Kunden sind Personalverantwortliche, Führungskräfte und Mitarbeitende im erwerbstätigen Alter, die Unterstützung im Umgang mit Trauer suchen oder ihre Kompetenzen in diesem Bereich erweitern möchten.

Ein breites Kundenspektrum mit ganz unterschiedlichen Konstellationen. Wie sieht da Ihr Arbeitsalltag aus - mit welchen Perspektiven?

Als Solo-Selbstständige organisiere ich meinen Arbeitsalltag eigenverantwortlich und flexibel. Ich habe mich verschiedenen Netzwerken angeschlossen, um im Austausch zu bleiben und kontinuierlich dazuzulernen. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten kann ich meinen Kunden ein breites Spektrum an Wissen und Erfahrung bieten. 

Derzeit arbeite ich daran, das Bewusstsein für die Relevanz von Trauerbegleitung in Unternehmen zu schärfen und meine Angebote weiter zu etablieren. Die nächsten Schritte beinhalten die Erweiterung meines Online-Schulungsangebots und die Vertiefung bestehender Kooperationen. Ich suche kontinuierlich mutige Unternehmen, die bereit sind, sich mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen und vorbereitet sein wollen.

Das führt uns zur Frage nach Ihrer Vision. Wie wünschen Sie sich die Zukunft Ihres Unternehmens, sagen wir in zehn Jahren?

In 10 Jahren möchte ich eine gut etablierte Anlaufstelle für solche Unternehmen und Einzelpersonen sein, die Unterstützung im Umgang mit Trauer suchen. Ich strebe an, dass der offene und lebendige Umgang mit Trauer und Verlusten in der Gesellschaft und insbesondere in der Arbeitswelt selbstverständlich wird. Mein Ziel ist es, durch meine Arbeit dazu beizutragen, dass Trauernde sich gesehen und unterstützt fühlen und Unternehmen eine Kultur der Achtsamkeit und Wertschätzung leben. 

Ja, die Unternehmenskultur. Darüber wird derzeit viel diskutiert ... Da ist es gut, wenn Sie uas Ihrer Warte einen Beitrag zur Diskussion leisten.

Es erfüllt mich, wenn ich sehe, wie durch meine Arbeit Unsicherheiten abgebaut werden und Raum für echten, menschlichen Umgang entsteht. Ich wünsche mir eine Welt, in der kein Trauernder allein bleibt und Unternehmen ihrem Team einen Ort bieten, der auch in schwierigen Zeiten Halt gibt.