Von Menschen mit dem anderen Blick
Hier stellen wir sie alle vor - mit Direkt-Link: Cartoons, Gedichte & mehr.
Binsenweisheiten
Binsenweisheiten - was sind Binsenweisheiten? Jörn Heller hat ein paar wunderbar in Reime gefasst (siehe uten). Es st unschwer zu erkennen, dass die Binsenweisheit eine Wahrheit ist, die so offensichtlich und allgemein bekannt ist, dass man sie nicht extra erwähnen muss. Dennoch wüsste man gern, woher dieser Begriff stammt.
Die Binse ist ein Gewächs, das es in vielen Arten gibt. Die starken und biegsamen Halme lassen sich vielfach nutzen, etwa für Körbe, Matten der auch Sandalen. Und das wussten schon die alten Römer und Ägypter. Und, ja, schon Cäsar und Nero sprachen in gewisser Weise von Binsenweisheiten: „Nodum in scirpo quaerere“. Zu deutsch: "den Knoten an der Binse suchen“. Na bitte, Binsen suchen, den Knoten lösen ...
Dabei haben Binsen gar keine Knoten, sondern einen völlig glatten Stängel. Das weiß doch jeder: Der Stängel der Binse ist eine glatte Sache – das fiel schon den
alten Römern auf. Von wegen Nodum in scirpo quaerere. Wo kein Knoten, da kein Problem. Aber über solch wahre Erkenntnisse diskutieren, kann doch nicht schaden. Und dies dann leben auch
nicht.
Hoc bonum est quod loquimur. Oder: Gut, dass wir darüber geredet haben.
XXX
Nistkastenpredigt
Sprach zum Meischen Mama Meise:
„Was bis jetzt war, endet hier!
Flieg und mach dich auf die Reise,
lass die Höhle hinter dir!
Eine Welt liegt dir zu Flügeln,
dass du sie für dich entdeckst
und vom Tal bis zu den Hügeln
deinen Schnabel in sie steckst!“
Meischen schwieg und sah die Wand an,
neigte kurz zum Widerstreben,
seufzte zaghaft auf und sprang dann
flatternd in ihr neues Leben.
Frühlingserwachen
Erstaunlich, wie die Sonne wärmt,
ich hatt’ es ganz vergessen,
wie’s in den Blättern lustig lärmt
und brütet unterdessen!
Die ganze Welt fühlt grün sich an
von außen und von innen,
und dir wird klar: Das Leben kann
noch einmal neu beginnen!
Ein Gedicht zum Frühling
Flaschenliebe
Beim Schützenfest in Rumpelstilz
nach Abschluss der Parade
verliebte sich ein Kellerpils
in eine Limonade.
War er null fünf und sie null drei,
sie schlank und er leicht bauchig,
geschmacklich beide einwandfrei,
sie süß und er leicht rauchig.
Im Gartenhaus vom Königspaar,
direkt beim Rasenmäher,
kam er, was unvermeidlich war,
ihr in der Kiste näher.
Es kam, wie's kam und kommen muss,
wenn sich zwei Flaschen lieben.
So ist es auch beim ersten Kuss
nicht allzu lang geblieben.
Es folgten dem, was Liebe war,
die familiären Lasten
und steht nun eine Radlerschar
im elterlichen Kasten.
Frühlingszuruf
Steh auf, hör seine Vögel singen,
lauf los in seinem Morgenlicht,
nimm leicht dein Glücken und Misslingen
und nicht zu schwer, was dir gebricht!
Nimm dankbar hin, was dir beschieden,
sieh deinen Weg als sein Geschick,
geh ruhig in seinen Abendfrieden
mit unverzagtem Hoffnungsblick!
Ein schönes Osterfest
Ihr Jörn Heller
Neujahrsrequiem 2023
Was du in dir zu Grabe trugst,
das lass in Frieden ruhn,
verschließ den Spalt, durch den du lugst
auf lang vergangnes Tun!
Bedaure nicht, was nicht mehr wird,
die Übel, die dich trafen,
betraure schlicht, was sich verliert,
und lass, was tot ist, schlafen!
Was du in dir erwachsen siehst,
das lass mit Neugier sprießen,
begegne dem, wovor du fliehst,
geh, was gesät ist, gießen!
Lass nicht zu sehr, was kommen mag,
von gutem Vorsatz regeln,
hoff kühn drauf los von Tag zu Tag
mit mutgeblähten Segeln!
Ein frohes und gesegnetes neues Jahr wünscht Ihnen
Jörn Heller
Weihnachtswiderspruch
Erwarte nicht in stiller Nacht,
wenn alle Welt vom Frieden singt,
dass Udo Fröhlich sanft und sacht
vom Himmel hoch ihn zu dir bringt!
Erwarte nicht, dass die da oben
für dich die ganze Arbeit tun,
derweil du hold beim Christbaumloben
bequem verweilst in süßem Ruhn!
Beende deine kalten Kriege
tagtäglich an der Arbeitsfront,
verhilf dem Frieden selbst zum Siege,
nicht nur gewillt, vielmehr: gekonnt!
Sing, was die Engel sangen, weiter,
statt nur mit Tönen mit der Tat,
sei Friedefürst, sei klug und heiter,
sei Aug’ und Ohr, sei Trost und Rat!
Mach hoch die Tür, die Tor’ mach weit
für das, was dir schon längst bekannt,
sei demut- und verzichtbereit,
sei Ochs, sei Esel, Herz und Hand!
Mach Ernst, mach hin, es ist so weit,
es kam der Herr der Herrlichkeit,
der Heil und Leben mit sich bringt,
damit uns Ähnliches gelingt!
Frohe und gesegnete Weihnachtstage wünscht Ihnen Jörn Heller
Das Gedicht des Monats Juli 2022 von Jörn Heller dreht sich um Eintagsfliegen. Hier mag nun jeder darüber philosophieren, was das denn nun mit Startups zu tun haben könnte. Aber eine Regel hat hier eben seine besondere Bedeutung: "Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen" ...
Gedicht des Monats
Juli 2022 - von Jörn Heller
Eintagsfliegen
Eintagsfliegen denken nicht an morgen,
Eintagsfliegen sind ins Jetzt verliebt,
Eintagsfliegen haben keine Sorgen,
weil sie’s nächste Woche nicht mehr gibt.
Eintagsfliegen hört man niemals klagen,
Eintagsfliegen stört nicht jeder Mist,
doch sie sind gewohnt, sofort zu sagen,
was sehr bald schon nicht mehr möglich ist.
Eintagsfliegen hassen es zu warten,
denn sie sind die Entschlossenheit gewohnt,
ziehn es vor, mit Volldampf durchzustarten,
weil für sie das Zögern sich nicht lohnt.
Eintagsfliegen brauchen keine Uhren,
kennen ihre knappe Frist genau,
lieben ausgedehnte Tagestouren
und danach um acht die Tagesschau.
Eintagsfliegen meiden blöde Leute,
haben auch für Schwachsinn keine Zeit,
leben gut gelaunt im Hier und Heute,
kurz vielleicht, doch ungemein gescheit!
Das Gedicht des Monats
April 2022 - von Jörn Heller
APRIL 2022
April, April,
ich weiß nicht, was er will.
Durchs Fenster dringt mehr Tageslicht,
vielleicht fällt Schnee, vielleicht auch nicht,
am Baum ergrünt das erste Blatt,
woanders hagelt’s Bomben satt.
April, April,
ich weiß nicht, was er will.
April, April,
ich weiß nicht, was er will.
Der Depp kriegt wieder Schaum vorm Mund,
die Welt ist wieder flach statt rund,
der Kluge aber wirft mit Mist
auf jeden, der bescheuert ist.
April, April,
ich weiß nicht, was er will.
April, April,
ich weiß nicht, was er will.
Das Klima wandelt sich rasant,
die Zeit geht virenlahm ins Land,
es wächst die Wut und weicht der Wald,
Natur wird warm, der Mensch wird kalt.
April, April,
ich weiß nicht, was er will.
April, April,
ich weiß nicht, was er will.
Die Menschheit, die am Lenz sich freut,
sie hasst sich wieder ungescheut
und lebt ansonsten ungefähr
so ungezügelt wie bisher.
April, April,
wer weiß, wohin sie will…
Das Gedicht des Monats
Februar 2022 - von Jörn Heller
Kleinsäugereinfall
‘Ne Maus, die sich vom Käsestand
zu Unrecht ausgeschlossen fand,
entschied, dass diese Schweinerei
auch sprachlich auszudrücken sei,
und dachte sich die Regel aus,
dass man die Drin- und Draußenmaus
korrekt in Zukunft konsequent
Maus*innen und Maus*außen nennt.
Noch'n Gedicht? Nein, viele Gedichte.
Der Buchfink ist ein schräger Typ
Das geht so:
Der Buchfink ist ein schräger Typ,
und geht ihr in den Wald,
dann trefft ihr ihn und seine Frau
vdermutlich ziemlich bald.
Er hat ein rotes Jäckchen an,
trägt einen blauen ...
Weiterlesen?
OK. Dieses Buch läßt sich so umschreiben:
Alle Vögel sind schon da … So könnte der Titel dieses Buches auch lauten. Aber hier ist alles eher lustig. Da ist Herr Amsel aus dem Opernchor. Da ist der kleine
Zwerg mit Namen Zilpzalp. Und da ist der Buchfink, ein schräger Typ in seiner etwas verrückten Kleidung. Da ist Frau Drossel ebenso wie die diebische Elster. Jörn Heller hat sich wohl mit all den
gefiederten Kolleginnen und Kollegen unterhalten. Und so gibt er nun seine Erfahrungen mit dem Fiedervieh zum Besten. Ein wunderbarer Gedichtband. Ein Buch zum Schmunzeln.
Lesenswert!
Hier zu haben. Für 9,00 Euro.
Jörn Heller
ist Sauerländer, das muss hier zunächst festgestellt werden. Denn der RheinZeiger ist im Nachbarort seines Geburtsortes angesiedelt.
OK, Studium und Jobs ließen ihn durch Deutschland tingeln. Als studierter Theologe zog es ihn immer wieder in die Bereiche Musik und Schreiben. Er komponierte, schrieb aber auch erste Gedichte. Schließlich ließ er sich auch als Buchhändler ausbilden und startete dann ganz selbstbewusst mit der Gründung eines eigenen Verlages, der vor allem seine eigenen Werke, sprich Gedichte, herausgeben sollte. Dazu kehrte er zurück nach Westfalen, konkret ins Siegerland.
Er hatte auch immer wieder Kontakt mit dem Journalismus, und das führte ihn schließlich auch zur Fotografie. Dies alles sorgte nach eigener Aussage dafür, dass man auf seiner Homepage Literarisches, Musikalisches und Fotografisches von ihm findet.
Lesenswert sind seine zahlreichen Gedichtbände. In seinen Gedichten kann man vermutlich seine Gedanken lesen, oder seinen "etwas anderen Blick" erkennen. Man hat
aber durchaus auch das Gefühl, dass man sich selbst ein wenig wiederfindet. Wir stellen eines seiner Bücher hier im Portal vor. Klar, wir sind Weinliebhaber, deshalb geht es um das Büchlein
"Statt Rotwein - Gedichte zum Mitbringen oder Behalten" aus dem Jahr 2018.
Und eine Kostprobe seiner Gedichte liefern wir hier auch - das Gedicht "Anders" ist auch Gegenstand im Editorial des RheinZeigers, Ausgabe 38.
Anders
Stell dir vor, es ist Zukunft,
und keiner will hin.
Stell dir vor, sie kommt heute,
und du steckst mitten drin.
Stell dir vor, niemand handelt,
und alle schau‘n zu.
Stell dir vor, es geht anders,
und den Anfang machst du.
Das passt - nicht nur auf unsere Vision von der Gestaltung der Zukunft.