Infrastruktur – Personal – Finanzierung
Zukunftsberufe in der Biotechbranche
„Wie finde ich qualifizierte Mitarbeiter?“, diese Frage stellt sich in jeder BioRiver-Veranstaltung und in vielen Gesprächen. Der Bedarf ist auch in der Life Science Branche größer als das Angebot. Das Thema Mitarbeitergewinnung steht an zweiter Stelle der Herausforderungen, die das Unternehmenswachstum bremsen (*1). „Welche Märkte tun sich auf?“ und „Wer wird eigentlich gesucht?“ ist interessant für diejenigen, die die Biotechbranche als Kunden sehen oder ihre berufliche Laufbahn gestalten wollen.
Am 16.5.2022 hatte die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) Langenfeld zu einem Hybridvortrag zum Thema „Zukunftsberufe im rheinischen Life Science Sektor“ geladen. Rednerin war die Geschäftsführerin von BioRiver, Dr. Frauke Hangen. Die Teilnehmer erhielten einen umfassenden Einblick in das Potenzial und die Vielfältigkeit der Biotechnikbranche im Rheinland. Für den Mittelstand in Langenfeld wie Laborbau oder Druckerei ist die Life Science Branche potenzieller Auftraggeber.
Zukunftsthemen der Biotechnik
Beispiel 1: Ernährung
Interessante Arbeitsgebiete sind hier beispielsweise biotechnisch hergestellte Lebensmittel als Alternative zu Fleisch oder tierischen Produkten. Auch die Nutzung
neuer Proteinquellen wie Insekten oder Algen als Lebensmittelzusatz oder Futtermittel gehören ebenso dazu wie die Züchtung und Kultivierung neuer Pflanzensorten. Die biotechnische
Pflanzenzüchtung gehört politisch bedingt in Europa zur exzellent geförderten Forschung.
Beispiel 2: Medizin und Gesundheit
Innovative, zellbasierte Medizin, Companion Diagnostik, Impfstoffe und Antibiotika sind Therapien für schwerwiegende Erkrankungen. Die Biotechnologie im Rheinland ist besonders durch die Branchengrößen Qiagen, Miltenyi Biotec und AiCuris geprägt. Sie bilden ein Schwergewicht der deutschen und europäischen Biopharma-Branche. Niederlassungen internationaler Konzerne und Vertriebsstätten ergänzen den Markt. Die schnelle Skalierung innovativer Entwicklungen soll in Zukunft durch eine umfangreiche, integrierte Infrastruktur möglich werden.
Biotechbranche als Arbeitgeber
Die Dienstleister und Zulieferer der Biotechbranche stehen im Verhältnis 2,5 zu 1 den „core-Biotechunternehmen“ in Nordrhein-Westfalen gegenüber (*2). Im Meeting der Mittelstandsunion Langenfeld beschrieb ein Installateur beispielhaft die Verflechtung der Industrien. Die MIT-Vorsitzende Dr. Barbara Amler kommentierte: „Aus Sicht einer kommunalen Politikerin im Rheinland müssen wir uns mit der Biotechnologie als Zukunftsbranche beschäftigen. Durch den Vortrag von Frau Dr. Hangen und in der Diskussion dazu ist deutlich geworden, dass die Branche wichtiger Arbeitgeber für unseren Mittelstand in Langenfeld ist.“
Durch die auf Life Science spezialisierte Online-Jobbörse Jobvector wurden die Stellenausschreibungen der BioRiver-Mitglieder aus 2021 analysiert: „Nach Forschung, Produktion, Qualitätsmanagement und Projektmanagement werden im Vertrieb die meisten Kandidat:innen gesucht. Dabei werden nicht nur Bewerber:innen mit akademischer Ausbildung gesucht, sondern insbesondere Personen mit Berufsausbildung“ (*3). Als Momentaufnahme wurden im Mai 2022 die 30 aktuellsten Stellenausschreibungen durch BioRiver-Mitglieder aus der Jobvector Plattform erfasst. Diese Stellen waren zu finden: 10 Biologen/Life Scientist, 9 Informatiker, 8 technische Assistenten, 3 Ingenieure/Techniker, 1 Chemiker (*4).
Alternative für fehlende BTAs
Für die Ausbildung Biologisch-Technischer Assistenz (BTA) gibt es deutschlandweit nur wenige Ausbildungsstätten. Die Absolvent:innen können sich ihren Betrieb aussuchen. Der Human Resources Arbeitskreis von Dr. Susanne Simon (*5) bringt viele Unternehmen der Branche in den Austausch und kennt den Mangel an technischen Assistenten. „Schon seit längerem weichen viele Arbeitgeber auf Akademiker als Mitarbeiter:innen für betriebliche Stellen aus. Möglicherweise ist die strenge Covid-Laborroutine Ursache dafür, dass sich seit kurzem mehr MTAs in die Biotech-Branche hinein bewerben und den Mangel mildern.“
Konkurrenz in der Nachbarschaft
Für Startups ist die Personalsuche eine große Herausforderung, wie der „Virtuelle Gründerdialog“ von BioRiver zeigte (*6). „Erfolgreiche Rekrutierung beginnt mit
der Ansprache und frühen Bindung von Studierenden an das Unternehmen“, waren sich alle Teilnehmer einig. Inzwischen trifft der Wettbewerb in der Nachbarschaft auch die etablierten Firmen. Gut
ausgebildete Experten werden umworben, und neben dem Pharmariesen Bayer bietet auch Biontec in Mainz sehr gute Konditionen. „Employer Branding“ ist in Zeiten von Corona und Homeoffice schwieriger
geworden“, äußerte ein HR-Experte. Der Markt ist auch in den Life Sciences ein Bewerbermarkt.
Quellen/Kontakt:
*1: BioRiver 2022, Projektarbeit der HHU: Befragt wurden 88 Biotech-Unternehmen mit Sitz im Rheinland mit Gründungsdatum 2010 und jünger
*2: Quelle: BIO.NRW Spot on Biotechnology Business 2021/2022
*3: Kontakt: www.jobvector.de
*4 -*6: www.bioriver.de/Arbeitskreise und direkt in der BioRiver-Geschäftsstelle
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