Warum verlassen Mitarbeiter*innen das Unternehmen?
EXIT
Immer wieder hört man die wildesten Geschichten, warum Menschen ihr Unternehmen verlassen. Die Betroffenen kennen oft keinen anderen Ausweg. Was treibt die Menschen aus dem Unternehmen? DEIN BIZZ hat eine repräsentative Umfrage auf LinkedIn durchgeführt. Die Grafik zeigt das Ergebnis.
Unabhängig von der Frage einer beruflichen Weiterentwicklung suchen Menschen immer wieder nach neuen Möglichkeiten, sehen sich nach anderen Arbeitgebern um. Der Versuch Führungskräfte, von der eigenen Vision zu überzeugen, schlägt häufig fehl, weil entweder die Zeit noch nicht reif ist oder weil es doch „immer so ging wie jetzt“. Sträuben sich Führungskräfte gegen Ideen, ist schnell die Luft raus und Frust kehrt ein. Arbeitnehmer wollen gesehen und gehört werden und da sind wir beim Thema Wertschätzung.
Zunächst ist hier zu durchdenken, ob die eigenen Grundwerte mit denen des Unternehmens einhergehen. Das spiegelt sich auch im Umgang untereinander und nach außen wider: Respekt und Anerkennung von Leistung der Mitarbeiter, von Kunden oder auch Dienstleistern zum Beispiel.
Werte & Spielräume
Lässt man sich also von Stellenanzeigen und guter Laune im Jobinterview blenden? Fragt keiner aktiv nach wichtigen persönlichen Eckdaten, aus Angst nicht eingestellt zu werden?
Was ist mit dem Gestaltungsspielraum? Was wird vom Unternehmen erwartet, was können Sie beitragen? Dürfen Sie Pragmatismus an den Tag legen und lösungsorientiert
Denken UND HANDELN, wie es doch heute so oft gefordert wird? Was also tun, wenn es zu einem Mismatch kommt?
Der Großteil der Arbeitnehmer hält es offenbar jahrelang aus – auf Biegen und Brechen. „Macht sich eben nicht gut im Lebenslauf, jetzt schon zu gehen.“ Sagt eigentlich wer? Verständlich, wenn es ein großes Ziel war, im Konzern XY zu landen und damit ein „Traum“ in Erfüllung ging. – Nur darf der Traum nicht zum Albtraum werden.
Erfahrungsgemäß ziehen die meisten Arbeitnehmer erst dann die Reißleine, wenn gar nichts mehr geht. Dann wählen sie EXIT. Auch aus Mangel an Beziehung. Wenn Sie als Führungskraft keinen Draht aufbauen können, erschrecken Sie nicht, wenn plötzlich die Kündigung auf dem Tisch liegt. Sie dürfen sicher sein: Die Generationen entwickeln sich. Die „Generation Z“ fackelt nicht lange.
Menschen die Führung brauchen und Anweisungen und Kontrolle als normal empfinden, sind in hierarchisch geführten Unternehmen goldrichtig. Wenn aber in der Eingangshalle eine ganz andere Vision geschrieben steht, stimmt das Match nicht und neue Mitarbeiter sind schneller durch die Tür als Sie gucken können.
Identifikationen & Visionen
Selbstwirksamkeit ist eines der wichtigsten Attribute für Führungskräfte. Was ist dran an der Aussage „people join companies and people leave managers“?
HR ist also auch gefragt: Werden Mitarbeiter gesucht, die sich mit den Werten des Unternehmens UND mit der jeweiligen Führungskraft identifizieren können. Aufgaben und Themen müssen klar sein, damit der Arbeitnehmer sich nicht nach kurzer Zeit bei einer Vielzahl der unterschiedlichsten Tätigkeiten wiederfindet, die so nie abgesprochen waren.
Genauso schleicht sich bei Arbeitnehmern nach ein bis zwei Jahren Betriebszugehörigkeit ein Gefühl von „selbstverständlich zu sein“ ein. Hier hat es die Führungskraft verpasst, entsprechende Gespräche zu führen, Wertschätzung zu zeigen, und der nächste Karriereschritt lässt auf sich warten.
Führung, Kommunikation & Wertschätzung
Bekanntes Unglück wird unbekanntem Neuen vorgezogen, so unfassbar es klingt. Überall werden Missstände angezeigt und beklagt und meist ist EXIT die Ultima Ratio. Dabei wäre hier vielleicht auch wünschenswert, dass der Arbeitnehmer Verantwortung übernimmt und mitwirkt an Veränderungen. Führung muss das nur wollen und zulassen.
In Coachings kommt oft das Thema Mitarbeiter-Fluktuation auf den Tisch. Führungskräfte oder Unternehmensinhaber geben nur ungern zu, dass irgendetwas falsch gelaufen sein muss. Dazu die Frage, warum zum Semesterwechsel drei von fünf gekündigt haben. Am Ende des Tages erkennen wenige, dass es nicht am Mitarbeiter gelegen hat. Diese Erkenntnis wirkt wahre Wunder in jeder Unternehmer-Zukunft!
Jobportale und Stellenangebote
Vier von zehn Erwerbstätigen denken aktuell über einen Jobwechsel nach oder haben bereits erste Schritte unternommen. Bei den 30- bis 39-jährigen ist es sogar fast jeder Zweite. Dies besagt die aktuelle Statistik von XING E-Recruiting. Hinzu kommt fraglos das Arbeiten auf Distanz aus den letzten beiden Jahren. Wer es hier nicht geschafft hat, Mitarbeiter zu binden, schaut in die Röhre. Auch vor einem Branchenwechsel haben viele keine Angst mehr, im Gegenteil.
Aktuell gibt es viele gute Jobangebote. Mitarbeiterbindung wird also immer wichtiger. Persönliche Gespräche, Wertschätzung und das Sehen des Einzelnen sind essentiell. Ein ehrlich gemeintes „Wie geht es dir“ wird vielleicht beim ersten Treffen noch nicht ehrlich beantwortet, aber wenn das Vertrauen hergestellt ist, könnte das schon die wichtigste Frage sein!
Job oder sein eigener Chef?
Nur zu oft ist es die Atmosphäre, das Verhältnis zur Führungsfigur. Allein in Deutschland stieg 2021 die Zahl der Freiberufler innerhalb eines Jahres von rund 1,5 auf 5 Millionen. Motto: „Ich arbeite lieber für mich und bin mein eigener Chef!“ Diese Entwicklung spricht nicht gerade für unsere Unternehmen.
Unternehmen haben nun die Wahl, sich entweder projektbezogene Freelancer ins Haus holen (die Guten sind rar und teuer) oder sie investieren in ihre Mitarbeiter, und zwar sofort! Marketingbudgets werden jährlich erhöht, um Kunden zu binden. Für Mitarbeiterbindung gibt es dagegen wenig. Ist es authentisch und echt, was dem Arbeitnehmer geboten wird, oder hat da mal jemand Wertefloskeln in die Eingangshalle gemalt, damit sie dort stehen?
Im Mittelpunkt der Mensch
Wir brauchen eine Kultur bei Führungskräften, Initiatoren und Vorbildern, die den Menschen im Blick haben. Führungskräfte haben vor allem den Job „Führung“. Diese Aufgabe braucht den nötigen Stellenwert.
Gespräche sollen nicht ohne Grund erfolgen, um Motivationen und Herausforderungen, Sorgen und Bedenken herauszuarbeiten. Das braucht das wirkliche Zuhören. Damit ist die Kommunikation ausschlaggebend in der Führung.
Es braucht im Unternehmen einen Fokus auf die Menschen. Nur die Kombination aus Menschenführung und betriebswirtschaftlicher Führung lässt am Ende die Rechnung aufgehen.
Apropos Generation Y und Z: Talente akzeptieren keine Kompromisse mehr! Die Arbeit an Führungskräften und dem Nachwuchs steht im Mittelpunkt. Holen Sie sich Verstärkung zur Reflexion und zur eigenen Entwicklung. Trainer, Mentoren und Coaches begleiten die Unternehmen gerne.
Bianca Schiffgens unterstützt seit Jahren als zertifizierte Beraterin und Coach UnternehmerInnen, Fach- und Führungskräfte, sowie Teams mit Workshops, Trainings und individuellem, begleitenden Coaching zu den Themen Leadership, Selbstwirksamkeit, Persönlichkeitsentwicklung und Karriere.