rheinzeiger 38
Das Unternehmergymnasium Bayern in Pfarrkirchen
Unternehmerisches Denken und Handeln in der Schule
Unternehmergymnasium Bayern
Deutschland liegt europaweit auf den hinteren Plätzen, was Existenzgründungen betrifft. Dies hat auch etwas zu tun mit dem unternehmerischen Denken und Handeln von Menschen. Und genau das muss vielleicht schon in der Schule gefördert werden – wir reden über Entrepreneurship Education. Überdies suchen auch mittelständische Unternehmen bereits in den Schulen nach geeigneten Nachwuchskräften. Diesem Thema hat sich das Gymnasium in Pfarrkirchen angenommen.
Das Projekt „Unternehmergymnasium Bayern“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Pfarrkirchen, aber auch darüber hinaus in ganz Bayern, an die Thematik des unternehmerischen Denkens und Handelns und eine potenzielle Selbstständigkeit heranzuführen. Zur Unterstützung wurden ein Förderverein „Freunde und Förderer des Unternehmergymnasiums Bayern e.V.“ gegründet sowie Finanzmittel von Sponsoren angeworben.
Das Gymnasium ist damit (analog zu Gymnasien des Leistungssportes) ein ideales Stützpunktgymnasium für junge Unternehmerinnen und Unternehmer oder solche, die es werden wollen. Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler an Gymnasium in ganz Bayern.
Entwicklung der Persönlichkeit
Im Mittelpunkt steht die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler und ihre berufliche Lebensplanung; neben fachlichen sind insbesondere personale Kompetenzen für den Erfolg von besonderer Bedeutung. Damit bietet das Gymnasium eine bayernweit einmalige Zusatzausbildung an.
In der einjährigen modular aufgebauten Ausbildung wird unternehmerisches Knowhow praxisnah vermittelt. Die Nachwuchs-Unternehmerpersonen werden von Führungskräften aus Unternehmen begleitet. Die SchülerInnen erhalten in Workshops, Webinaren und Betriebserkundungen die Möglichkeit, in vielseitiger Weise Einblicke in den Unternehmeralltag zu gewinnen und als selbständig agierende Persönlichkeit zu wachsen. Das eigene Curriculum umfasst auch formale Fragen der Gründung bis hin zur Wirtschaftsethik.
Durch diese Ausbildung können die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen stärken und davon in der Oberstufe, im Studium oder bei einer späteren Existenzgründung profitieren. Am Ende erhalten sie ein Zertifikat, das bei späteren Bewerbungen nützlich sein kann.
Schülerfirmen
Praxisnähe und das selbstständige unternehmerische Denken und Handeln steht im Vordergrund. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, ihre eigenen Geschäftsideen in einer Schülerfirma umzusetzen. Zunächst entwickeln sie ihr eigenes Konzept, betreiben dann z.B. eine eigene Marktanalyse und fertigen einen Finanzplan an. Sie erweitern und trainieren ihre Kompetenzen hinsichtlich Kommunikation, Präsen-tation, Verantwortungsbewusstsein, Problembewältigung. Dieser Lernprozess wird von den mitwirkenden Lehrkräften mit Offenheit, Kompetenzförderung und Lernhilfen begleitet. Im übrigen beteiligt sich das Gymnasium auch an der jährlichen deutschlandweiten Gründerwoche.
Dieses vom Kultusministerium unterstützte Angebot einer unternehmerischen Ausbildung steht grundsätzlich allen Schülern bayerischer Gymnasien via Fernunterricht zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es die Idee eines „Summer Camps“, einer Art „Begabtenprogramm“ des Unternehmergymnasiums.
Neben vielen erfolgreichen Teilnahmen an Schülerwettbewerben kann sich das „Unternehmer-gymnasium Bayern“ auch über Auszeichnungen des Projektes selbst freuen:
· Deutschland - Land der Ideen 2007
· Deutschland Sieger - European Entreprise Award 2008
· Niederbayerischer Gründerpreis 2017 (Sonderpreis)
Nächtliche Schüler-Kreativität als Motiv
Die Idee zum Unternehmergymnasium entstand im Schulalltag: Ein Schüler war im Unterricht unausgeschlafen, unkonzentriert. "Der könnte doch besser sein, wenn er sich
auf die Schule konzentrieren würde, dachten wir uns", sagt Direktor Brendel. Statt zu schimpfen, fragten die Lehrer nach. Der Bub beschäftigte sich nachts nicht mit Mädchen oder trieb sich rum,
er programmierte Internetseiten für ausländische Kunden. Nachts waren die Leitungen günstiger und frei. "Wir haben ihn da rausgeholt und beschlossen, sein Talent zu fördern", sagt Brendel. Der
Schüler musste fortan erst um halb zehn in der Schule sein und bekam seinen eigenen Stundenplan. Und das Gymnasium im Rottal hatte sein Alleinstellungsmerkmal.