BioRiver: Gründung in der Biotechnologie
Neue und bekannte Herausforderungen für Gründer
Existenzgründung
in Biotechnik
Jedes Jahr gibt es den Wettbewerb BioRiver Boost!. Auch in 2021 waren Startups zur Teilnahme aufgerufen. Die Sieger des Wettbewebs wurden am 1. Oktober 2021 gekürt;
diese Startups haben gewonnen: DNTOX, HBOX-Therapien und Pramolecular. Informationen
dazu gibt es auf bioriver.de. Vor welchen
Herausforderungen stehen Startups in dieser Querschnittstechnologie und welche Lösungsansätze dazu gibt es? Diese und andere Fragen werden im BioRiver e.V. diskutiert. Ein paar Aspekte sollen
hier beleuchtet werden.
Das internationale Geschäft
Schon immer und auch heute bringt der nordamerikanische Markt einen Großteil des Umsatzes für deutsche Biotech-Unternehmen ein. Der Anteil liegt je nach Unternehmen
zwischen 60 und 90 Prozent. Die Bedeutung des asiatischen, insbesondere des chinesischen Marktes, wächst seit etwa 20 Jahren beständig und wird als Absatzmöglichkeit und Konkurrenz zunehmend
wichtiger. Dagegen macht der Umsatz im eigenen Land für die allermeisten deutschen Biotechnologieunternehmen nur einen kleinen Bruchteil der Einnahmen aus. Der europäische Markt für deutsche
Biotechunternehmen ist je nach Land sehr unterschiedlich, vorne liegen Großbritannien, Frankreich, Schweiz und die skandinavischen Länder bzw. Benelux, je nach Fragestellung.
Internationale Reisebeschränkungen und Quarantäneverordnungen der letzten 18 Monate haben die Arbeit besonders mit und in den außereuropäischen Märkten verändert. Sie erinnern sich sicher an den vollständigen Shutdown in Wuhan Anfang 2020. Nicht so präsent ist, dass die USA ihre Grenzen für Europäer vollständig geschlossen hatte, bis August 2021. Auch aus betrieblichen Gründen wurden praktisch keine Ausnahmen gemacht. Die Einreise nach China ist heute für Europäer möglich, allerdings verhängt die Regierung auch im August 2021 eine dreiwöchige Quarantäne für jeden, der in das Land einreist. Vertriebsmitarbeiter, Techniker und das Managementteam konnten und können unter diesen Voraussetzungen nicht in die entsprechenden Länder reisen. Kundengewinnung und Vertragsabschlüsse, Wartung, Reparatur und Neuinstallation von Instrumenten und nicht zuletzt Verhandlungen, Neueinstellungen, Onboarding, Mitarbeiterführung in den Niederlassungen und Geschäftsexpansion waren und sind bis zuletzt erheblich erschwert.
Im Rahmen des BioBusinessDialogs im BioRiver e.V wurde dieses Thema diskutiert. Ausgangspunkt war die Vorstellung des Start-ups ACUS Laboratories aus Köln, dessen Gründer und Geschäftsführer Dr. Moritz Horn präsentierte, in welcher einzigartigen Weise ACUS die Entwicklung neuer Medikamente optimieren hilft und welche Bedeutung das Chinageschäft für das junge Start-up hat. Das Gespräch für Unternehmerinnen und Unternehmer auf Augenhöhe brachte für alle Teilnehmer die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen mit denen der anderen Geschäftsführer auszutauschen.
Das Team
Die Personalgewinnung ist durch die dynamische Entwicklung der Biotechbranche herausfordernd. Der Umsatz der deutschen Biotechbranche ist von 2019 auf 2020 um 36 % gewachsen (Quelle: EY-Biotechreport), für 2021 wird ein weiterhin sehr starkes Wachstum erwartet. In allen Unternehmen und in allen Abteilungen werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, darin konkurrieren Start-ups mit etablierten Unternehmen jeder Größe. Die sehr positive Dichte von Unternehmen im Rheinland macht die Situation für Gründer nicht leichter. Strategien, um in dieser spannenden Zeit ein leistungsfähiges Team aufzubauen, wurden im „Virtuellen Gründerdialog: Gehälter im Start-up“ im Frühjahr 2021 diskutiert. Sprecher und Moderatoren lenkten den Blick in Richtung der Universitäten, um frühzeitig den Kontakt mit zukünftigen Arbeitnehmern aufzunehmen, die Zusammenarbeit kennenzulernen und zu schulen und die Bedarfe des Teams jenseits der Arbeit zu kennen.
Den EY-Biotech-Report gibt es hier zum DOwnload.
Labore, Laborausstattung und Material
Das fehlende Interesse von Investoren an der Biotech- und Life Science Branche im vergangenen Jahrzehnt hat dazu geführt, dass Gründer, die auf der Suche nach Labor- und Produktionsflächen waren, kaum passende Angebote erhalten haben. Stattdessen konnten sie möglicherweise mit der Ausstattung kahler Räume beginnen, wobei die Kosten leicht die avisierte Investitionssumme sprengen. Oder sie haben sich für einen anderen Standort in mehr oder weniger benachbarten Regionen entschieden. Der Trend beginnt sich zu ändern. Bis auf weiteres ist jedoch das Entgegenkommen der Heimatinstitute der jungen Gründerinnen und Gründer unerlässlich, die Laborräume zur Verfügung stellen müssen, wenn Start-ups in der Nähe ihrer Alma Mater bleiben sollen. Werden hingegen im Start-up die teuren Laborinstrumente des Institutes für die Entwicklung der innovativen Technologie benötigt, ist die Möglichkeit zur Weiternutzung der bekannten hochwertigen Infrastruktur unbedingte Voraussetzung für den Schritt in die Selbstständigkeit der Wissenschaftler.
Der genossenschaftliche Gedanke leitet den Geschäftsführer Dr. Stephan Binder der neuen Einkaufsgemeinschaft „Laborkampagne“ mit Sitz in Eschweiler. Als Geschäftsführer einer wissenschaftlichen Ausgründung aus dem Forschungszentrum Jülich hat er erfahren, wie unterschiedlich die Einkaufskonditionen und Preise sind, wenn ein Start-up den geschützten Rahmen des wissenschaftlichen Heimatinstitutes verlässt und auf eigene Rechnung bestellt, und bietet neben einem genossenschaftlichen Webshop Beratung für den Aufbau des Einkaufs und der Ausstattung der Labore an.
Der BioRiver e.V. bietet mit seinem umfangreichen Netzwerk für Unternehmen jeder Größe die Plattform, um sich auf Augenhöhe und mit Managern und Experten zu
wichtigen und interessanten Themen auszutauschen.