Aktuelles für Startups in Deutschland

Entwurf einer Startup-Strategie vorgestellt

 

Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (© BMWK / Dominik Butzmann)
Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (© BMWK / Dominik Butzmann)

Anfang Juni hat das Wirtschaftsministerium den Entwurf für eine

 

Startup-Strategie der Bundesregierung

 

vorgelegt. Eine solche Strategie ist seit langem überfällig. Und so ist die vergleichsweise schnelle Vorlage nach Antritt der neuen Regierung zu begrüßen. Die Politik hatte die Gründerszene jahrzehntelang eher stiefmütterlich behandelt. Es gab zwar zu Startups immer mal wieder lobende Worte. Aber die Tatsache, dass die Startups von heute die Zukunft des Landes gestalten, der Mittelstand von morgen sind, das wurde eher ignoriert. 

 

Nun liegt ein Entwurf der Strategie vor, und das ist zu loben. Das Konzept beginnt mit völlig richtigen Feststellungen. Startups sind innovativ. Sie sind die Treiber der wirtschaftlichen Erneuerung, und sie sind wichtig für unsere (auch internationale) Wettbewerbsfähigkeit. Mehr noch: Viele Startups leisten einen Beitrag zur Erreichung der 17 von den Vereinten Nationen formulierten Nachhaltigkeitsziele. Die besondere Bedeutung der Startups wird also – völlig logisch und korrekt – deutlich herausgestellt.

 

 

Kernthemen einer Startup-Strategie der Bundesregierung
Kernthemen einer Startup-Strategie der Bundesregierung

Dieses Papier ist ein Entwurf. Den gilt es umzusetzen – wenn er denn gut ist. Zu hoffen ist, dass am Ende eine wirklich gute Strategie noch wie geplant in dieser Legislaturperiode auf den Weg gebracht wird. Wir wollen hier den Entwurf einmal durchleuchten und zu verschiedenen Aspekten eine Diskussion anregen. 

 

Liest man diese Strategie genauer, ist man an einigen Stellen durchaus ein wenig ernüchtert. Hier und da gibt es Irritationen oder Fragen. Zunächst aber kann man feststellen, dass hier eine große Zahl von Kennern der Szene beteiligt war – fast 80 Institutionen und Experten wurden gehört. Das ist beachtlich und gut. Sie alle und deren Eingaben sind zudem bekannt, können von der Seite des Ministeriums heruntergeladen werden. 

 

Weiter darf man feststellen, dass in diesem Entwurf wirklich sehr viele, vielleicht sogar alle wichtigen Aspekte einer zu wünschenden Startup-Strategie angesprochen werden. Gleich zu Anfang des Papiers werden diese – zehn an der Zahl – auch aufgelistet. Aber gleich zu Beginn des Papiers gibt es auch eine weitere Irritation: Es wird angestrebt, die Zahl der „Einhörner“ (Startups mit einer Marktbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar) deutlich zu erhöhen. Es darf sicher bezweifelt werden, ob das Wohl unserer Gesellschaft an der Existenz von möglichst vielen „Einhörnern“ liegt. Ziel muss es doch zuvorderst sein, eine möglichst hohe Heterogenität und Flexibilität zu erreichen. 

 

Finanzen für Startups (Grafik: geralt)
Finanzen für Startups (Grafik: geralt)

Startups brauchen Geld für den Start, und so steht denn auch die Frage der Finanzen mit im Mittelpunkt er Strategie.

 

Finanzen: Think big

 

Das Thema Finanzierung wird einigermaßen ausführlich behandelt. Aber auch hier beherrscht der „BIG-Gedanke“ die Ausführungen. Wir haben das Thema schon oft diskutiert. Hier wäre zu wünschen, dass auch Startups, die ohne Investoren aufgebaut werden, endlich und ebenso stark finanziell unterstützt werden. Hierzu findet sich leider nur ein kleiner „Nebensatz“. 

 

Dabei scheinen Gelder vorhanden; Gelder für Startups wurden bereits im Februar 2022 angekündigt. Minister Habeck formulierte im Februar:

 

„Wir wollen, dass unsere innovativen Startups die Chance haben, sich … zu Weltmarktführern zu entwickeln". 

 

 

Auch Startups aus dem Bereich Social Entrepreneurship müssen stärker gefördert werden. Der Entwurf behandelt einige Aspekte zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für „gemeinwohlorientiert“ Startups. Im Hinblick auf die Bildung eines entsprechenden Fonds drückt sich der Entwurf allerdings sehr vorsichtig aus. 

 

Kreative, innovative, starke Startups gibt es zahlreich - in Deutschland und Europa
Kreative, innovative, starke Startups gibt es zahlreich - in Deutschland und Europa

Nachhaltigkeit und der Europäische Gedanke 

 

Natürlich behandelt der Entwurf auch die Themen Nachhaltigkeit und Bioökonomie. Der Entwurf stellt die große Bedeutung dieser Startups deutlich heraus. Startups aus diesen Bereichen gibt es bereits zahlreich; sie müssen allerdings noch stärker gefördert werden. Zu diesem Aspekt ist überdies festzustellen, dass der Europäische Nachhaltigkeitsfonds ECBF (vgl. RheinZeiger 39) in dieser Strategie offenbar vergessen wurde. Der in der Strategie hier und da zu findende „Europäische Gedanke“ ist zu loben. Und eben dieser wird auch vom ECBF „gelebt“. 

 

Eine größere Unabhängigkeit von amerikanischen Investoren ist zu begrüßen. Hier sollte eine gute und nachhaltige Strategie gefunden und umgesetzt werden. Vielleicht ist hier der beschriebene Zukunftsfonds eine gute Einrichtung. Ob aber Börsengänge ein Allheilmittel sind, darf gerne diskutiert werden. 

 

In einem ausführlichen Bereich wird das Thema der Talentgewinnung bzw. -findung behandelt. Hier aber sieht man offenbar den einzigen Lösungsweg in der Findung der Talente im Ausland. Schade, dass man den hier lebenden Talenten nicht viel zutraut. Dabei könnte man hier doch beginnen und ein entsprechendes Förderprogramm auflegen. Dazu gibt es in Deutschland eine große Lücke.

 

Coaching und Talentförderung für Startups (Grafik: geralt)
Coaching und Talentförderung für Startups (Grafik: geralt)

Im weiteren enthält das Papier hoffnungsvolle Ansätze zur Förderung von Gründungen ganz allgemein.

 

Talente, Ideen und Gründerinnen 

 

Die hier aufgeführten „Ideen“ und Maßnahmen sind aber nicht neu. Sie warten nur darauf, endlich umgesetzt zu werden. Das gleiche gilt für die Förderung von Gründungen durch Frauen. Ob hier aber das geplante Programm „EXIST Woman“ eine Lösung ist, muss sicher abgewartet werden. Am bisherigen EXIST ist aus unserer Sicht nichts Frauenfeindliches zu erkennen. Was wird also anders gefördert, was soll der Unterschied sei n zwischen EXIST und EXIST Woman?

 

Startups bei der Vergabe öffentlicher Aufträge besser zu berücksichtigen, ist ein hehres Ziel. Hier muss ggf. das Vergaberecht überarbeitet werden – was aber ohnehin dringend notwendig erscheint. Der Entwurf listet hierzu eine Reihe prioritärer Maßnahmen auf. Auch für einen verbesserten Zugang von Startups zu Daten werden einige prioritäre Maßnahmen aufgelistet. Auch hier bleibt zu hoffen, dass dies zum gewünschten Ziel führt. 

 

Am Ende bricht der Entwurf praktisch eine Lanze für Startups. Eine Reihe von Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass Startups stärker ins Zentrum rücken. Dazu ist auch erforderlich, dass es starke Startup-Ökosysteme gibt, die dieses nachhaltig unterstützen. Hier könnte man ja auch das RKW Kompetenzzentrum hinzuziehen, das sich intensiv mi Aufbau und Funktion von Startup-Ökosystemen beschäftigt hat. 

 

Kern-Themen im Fokus einer Startup-Strategie
Kern-Themen im Fokus einer Startup-Strategie

FAZIT

 

Die Startup-Strategie der Bundesregierung kann ein starker Ansatz sein, die Startups, alle (!) Startups, endlich zur notwendigen Beachtung zu führen. Wichtig ist, dass all dies auch konsequent umgesetzt wird. Die Strategie ist gut, wenn alle Startups profitieren. Vieles in diesem Entwurf ist nicht ganz neu, es muss nur endlich realisiert werden. Insofern ist die Strategie an einigen Stellen noch zu optimieren, aber sie hat echtes Potenzial für eine dringend gesuchte neue Startup-Kultur. 

 

Es ist geplant, dass das Kabinett die Start-up-Strategie im Sommer beschließt. Im Anschluss soll unverzüglich die Umsetzung beginnen. Dafür ist ein regelmäßiges Monitoring geplant.