Die Gründer-Szene in Deutschland zum Jahreswechsel 2022/2023
12. Januar 2023:
Gleich zwei Reports zur Gründer-Szene in Deutschland erschienen diese Woche.
Finanzierung geht zurück,
Gründungen gehen zurück
Ist das eine alarmierende Bilanz des Jahres 2022? Muss nun eingegriffen werden, damit es wieder „aufwärts“ geht?
Nein. Die Startup-Szene kann sich durchaus sehen lassen, es gibt bundesweit rege Gründungsaktivitäten und die Finanzierungen der letzten Jahre zeigen auch für 2022 einen klaren Aufwärtstrend. Kommen wir zu den Fakten (vgl. auch hier):
Publiziert wurde in dieser Woche (am 11.01.2023) das Startup-Barometer 2022 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Startups; sie erscheint im Halbjahres-Rhythmus. Kurz danach (am 12.01.2023) kam der Report “Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland” vom Startup-Verband und dem Unternehmen startupdetector.
Wenn man die Pressemitteilungen zu den Reports liest, dann klingt das fast alarmierend. Rekordjagd vorerst beendet: Rückgang bei Startup-Finanzierungen“ – so der Titel der Pressemitteilung zum Startup-Barometer. „Startup-Neugründungen gehen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 18 % zurück“ – so der Titel der Pressemitteilung zum Startup-Report.
Gemäß Startup-Barometer erhielten Startups in 2021 über 17 Mrd. Euro. Das war im Vergleich zum besten Wert der Vorjahre (2019) fast die dreifache Menge, ein absoluter Rekord. Der Halbjahreswert aus 2022 wurde dann als möglicher Einbruch gewertet. Sieht man heute den Ganzjahreswert 2022, so zeigt sich die sehr gute Entwicklung – die Fortsetzung des Trends der Vorjahre. 2021 war ein außergewöhnlicher Rekordwert – ohne Frage ein guter Wert für die Startup-Szene.
Das Engagement der Investoren ist trotz Pandemie ungebrochen, und das ist zuerst einmal erfreulich.
Der zweite Report zeigt einen Rückgang der Gründungsaktivität von Startups in Deutschland um 18 % von 3.196 im Jahr 2021 auf 2.618 in 2022. Dabei ist der Dezember mit nur 175 Neugründungen der zweitschwächste Monat seit Erfassung der Daten 2019.
Vielleicht ist die Startup-Aktivität zurückgegangen. Aber es zeigen sich auch andere Entwicklungen. So nehmen die Gründungen in den Bereichen Ökologie und Nachhaltigkeit ebenso zu wie der Anteil der Gründungen durch Frauen. Auch die Digitalisierung und die Rolle der Künstlichen Intelligenz erfreuen sich wachsender Bedeutung.
Gefragt sind weitere Vereinfachungen in der Bürokratie, sowohl beim öffentlichen Beschaffungswesen als auch bei den Verwaltungsprozessen zur Gründung selbst. Die
Politik ist also weiterhin gefragt. Sie will sich ja engagieren – die Startup-Strategie ist allen bekannt.
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